Jamie Niederer.

Frankreich gerät zwischen die Fronten verfeindeter Hackergruppen

Infolge der Terrorangriffe in Paris sehen sich derzeit zahlreiche französische Regierungsstellen und Unternehmen mit einer Welle von Hackerangriffen konfrontiert. Sie befinden sich dabei zwischen den Fronten zweier Hackergruppen, die genau entgegengesetzte Ziele verfolgen: Während Anonymous sich in einer Aktion mit dem Namen „#OpCharlieHebdo“ gegen Webseiten und Social-Media-Kanäle richtet, die nach Ansicht von Anonymous den islamistischen Terror unterstützen, hat die Gruppe AnonGhost einen digitalen Dschihad gegen Frankreich und Anonymous ausgerufen. Dies meldet das Notfallteam ERT (Emergency Response Team) des IT-Sicherheitsanbieters Radware.

Islamistische AnonGhost greift an

So zeigten zahlreiche Webseiten von Gemeinden in der Umgebung von Paris in den vergangenen Tagen das Bild einer ISIS-Flagge. Darüber stellten zahlreiche Verwaltungsseiten die schwarze Flagge der militanten Gruppe dar, spielten arabische Musik ab und zeigten die Botschaft: „Inschallah für den Islamischen Staat, Freiheit für Palästina, Tod für Frankreich, Tod für Charlie“. Betroffen waren zum Beispiel die Gemeinden von Jouy-le-Moutier, Piscop, Goussainville, Val D’Oise oder Ezanville, die alle in der Nähe der französischen Hauptstadt liegen. Unter dem Aktionsnamen „#OPFrance“ griff AnonGhost zudem ein Telekommunikationsunternehmen, eine Bank sowie Medienfirmen an. Nach eigenen Angaben der islamistischen Gruppe seien bereits rund 100 Webseiten erfolgreich gehackt worden.

Anonymous schlägt zurück

Anonymous hingegen teilte in einem YouTube-Video mit, dass sie den Mord an den Journalisten des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ rächen wollen: „Wir wollen in ihrem Namen Rache nehmen, wir werden eure Aktivitäten im Netz aufspüren und wir werden alle eure Kanäle in sozialen Netzwerken zum Absturz bringen.“ Infolgedessen attackierte Anonymous Webseiten von Regierungsstellen, Unternehmen und anderen Organisationen. So übernahmen zum Beispiel mit Anonymous verbundene Hacker die Verantwortung für den erfolgreichen DDoS-Angriff auf Ansar-Alhaqq.net. Die Attacke auf diese religiöse Webseite in Französisch und Arabisch, die eine islamische Flagge zeigt, führte dazu, dass die Seite nicht mehr erreichbar war.

Den Beginn einer zweiten Angriffswelle kündigte Anonymous für den 15. Januar 2015 an. Die Attacken sollen sich auf die Informationen des Twitterkanals @OpCharlieHebdo stützen. Über diesen Account konnten und können Twitter-Nutzer vermutliche Terroristen melden. Die dadurch entstandene Liste umfasst bereits mehr als 100 mögliche Angriffsziele.

Der IT-Sicherheitsanbieter Radware warnt angesichts dieser derzeitigen Cyber-Gefechte in Frankreich vor weiteren Angriffen. Besonders gefährdet seien Unternehmen und Organisationen, die auf irgendeine Weise mit Frankreich assoziiert werden können, vor allem Aktivitäten und Geschäfte in Zusammenhang mit Regierungsstellen. Darüber hinaus seien sowohl vermeintlich (pro-)islamische als auch vermeintlich anti-islamische Organisationen potenzielle Ziele der beiden Hackergruppen.

Zu den möglichen Gefahren zählen insbesondere DDoS-Angriffe, das Verunstalten von Webseiten sowie der Diebstahl von Daten und Informationen. Angegriffene oder gefährdete Regierungsstellen, Unternehmen und Organisationen sollten deshalb ihre Webseiten und Netzwerke kontinuierlich auf alle verdächtigen Aktivitäten hin überprüfen. „Es handelt sich hier nicht nur um Ankündigungen, die Cyber-Angriffe finden derzeit real statt“, berichtet Werner Thalmeier, Director Security Solutions EMEA & CALA bei Radware.

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