Eine Studie von Prof. Dr. Christoph Trebesch, Leiter des Forschungszentrums Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie am Kiel Institut für Weltwirtschaft, zeigt die weitreichenden ökonomischen Konsequenzen populistischer Regierungen auf. Für die Studie hat Trebesch mit seinem Team eine Datenbank mit 1.600 populistische Regierungsmitglieder in 60 Ländern aufgebaut und analysiert.
Was macht einen Populisten aus?
Trebesch definiert Populismus, angelehnt an die politikwissenschaftlichen Definitionen, als politische Strategie, die die Gesellschaft in „Volk“ und „Elite“ spaltet. Diese Polarisierung steht im Zentrum der populistischen Agenda, unabhängig davon, ob es sich um Links- oder Rechtspopulismus handelt. Während linkspopulistische Bewegungen oft gegen Finanzeliten und internationale Organisationen wie den IWF mobilisieren, fokussieren sich rechtspopulistische Strömungen auf kulturelle Themen und die Abgrenzung gegenüber Minderheiten und Ausländern.
Globaler Trend zur populistischen Führung
Die Studie offenbart einen besorgniserregenden Trend: Im Jahr 2018 wurde mehr als ein Drittel der Weltwirtschaft von Populisten regiert. Insgesamt identifizierten die Forscher 51 populistische Machthaber mit 72 Amtszeiten, wobei sich rechts- und linkspopulistische Regierungen in etwa die Waage hielten.
„Es gibt eine Reihe von Ländern, in denen Populismus ein relativ junges Phänomen ist“, so Trebesch. In anderen Ländern gebe es schon länger immer wieder Populisten an der Macht, etwa in Argentinien oder Ecuador.
Langlebigkeit populistischer Regime
„Populisten entzaubern sich nicht selbst.“
Prof. Dr. Christoph Trebesch
Entgegen der Hoffnung auf eine schnelle „Selbstentzauberung“ populistischer Bewegungen zeigt die Studie, dass sich populistische Regierungen im Durchschnitt 7,5 Jahre an der Macht halten – fast doppelt so lang wie ihre nicht-populistischen Pendants. Noch alarmierender: Ein Drittel der Populisten schafft es, erneut an die Macht zu kommen.
Wirtschaftliche Stagnation als Folge
Die langfristigen ökonomischen Auswirkungen populistischer Regierungen sind gravierend. Mithilfe eines Vergleichsmodells, das die Entwicklung mit einem „synthetischen Doppelgänger Land“ ohne populistische Führung vergleicht, kommen die Forscher zu einem ernüchternden Ergebnis: Nach 15 Jahren liegt der Wohlstand in Ländern mit populistischen Regierungen um 10 bis 15 Prozent niedriger als in vergleichbaren Ländern ohne populistische Führung.
Ursachen für den wirtschaftlichen Rückgang
Trebesch identifiziert mehrere Faktoren für diese Stagnation:
- Zunehmender Protektionismus und ökonomischer Nationalismus
- Steigende Staatsschulden
- Erosion demokratischer Kontrollmechanismen
„Wenn die Regierung nicht kontrolliert wird, dann ist weniger Wachstum zu erwarten,“ erklärt Trebesch. Die Kombination aus autoritären Tendenzen und nationalistischer Wirtschaftspolitik führe langfristig zu ökonomischer Stagnation.
Fazit: Ein „populistisches Zeitalter“ mit Folgen
Die Studie zeichnet das Bild eines „populistischen Zeitalters“ mit weitreichenden Konsequenzen. „Populisten entzaubern sich nicht von selber,“ warnt Trebesch. Die Kombination aus langer Machterhaltung und wirtschaftlicher Stagnation stelle eine ernsthafte Herausforderung für betroffene Gesellschaften dar.
Angesichts dieser Erkenntnisse gewinnt die kritische Auseinandersetzung mit populistischen Bewegungen und ihren langfristigen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft weiter an Bedeutung.