Europa. Illustration: Jamie Niederer.

EU-Russland: Wirtschaftliche Argumente überwiegen

Politikwissenschaftler der Webster Vienna Private University analysieren EU-Politik gegenüber Russland kritisch. Analysiert werden sowohl die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit, die Etablierung einer Energieunion, die Forcierung von Infrastrukturprojekten als auch die Notwendigkeit von Großinvestitionen zur Erforschung alternativer Energie-(Speicher)formen für die langfristige Energieversorgungssicherheit.

EU-Russland auf Kurs

„Kooperieren statt sanktionieren würde sowohl kurz- und mittelfristig die leistbare Energieversorgung Europas sichern als auch längerfristig eine moderierende politische Einflussnahme im Ukrainekonflikt durch Gespräch statt Gewalt ermöglichen“, so Dr. Pollak. Auch wirtschaftspolitisch überwiegen die Argumente für eine gestärkte Kooperation mit Russland: Die Bedeutung von Russland als Absatzmarkt für die EU ist evident – 2013 hat alleine Deutschland Güter im Wert von 76 Milliarden Euro nach Russland exportiert. Gleichzeitig ist Russland stark von europäischen Direktinvestitionen (FDI) abhängig. Diese Abhängigkeit zwingt sowohl die EU als auch Russland an den Verhandlungstisch. Wie die Wissenschaftler aufzeigen, wird die Rolle der Ukraine als Transitland für russisches Gas nach Europa zunehmend unbedeutender. Russland baut hier schon seit Längerem vor, auch um einen Versorgungsengpass wie 2009 bei Lieferungen nach Europa zu verhindern. Alternative Transportrouten wie zum Beispiel die Nord Stream Pipeline und massive Anmietung von Gasspeicherkapazitäten in Westeuropa reduzieren die Abhängigkeit von der Ukraine als Transitland in den Wintermonaten.

Versorgungssicherheit

Nach Einschätzung der Autoren braucht es langfristig den politischen Willen aller EU-Mitgliedsländer zu einer Energieunion zur gemeinschaftlichen Vertretung heterogener energiepolitischer Interessen. Nur ein integrierter Energiebinnenmarkt mit einer ausgebauten Interkonnektivität der Energieinfrastrukturen, Bevorratungskapazitäten und Krisenreaktionsmechanismen sowie gemeinsamer Erforschung von alternativen Energiequellen und Speichermöglichkeiten garantiert die langfristige Versorgungssicherheit. Die Autoren weisen auf eine Diversifizierung der Energie-Lieferländer sowie den Ausbau von Infrastrukturen – sowohl Pipelines als auch Flüssiggas-Terminals – für alternative Versorgungsmöglichkeiten hin. Die Schaffung eines großflächigen gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprogramms könnte helfen, Effizienz und Speichermöglichkeiten von bestehenden erneuerbaren Energieformen wie Biomasse zu steigern und damit langfristigen Zielen wie der Abhängigkeitsverminderung von fossiler Energie, Energiesparen und Emissionsreduzierung näherzukommen. Ein geeintes Auftreten in Form einer solchen Energieunion ebnet den Weg für zukünftige Energieflüsse.

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