Er war Oberbürgermeister von Wuppertal, Wissenschaftsminister und Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen und schließlich Bundespräsident. Mit seinen überraschenden Gesten sorgte der Predigersohn aus Wuppertal für Verblüffung und Faszination.
Raus Humor und Gesten
Johannes Rau hatte ein Lieblingsthema: Geschichten über Menschen war sein Gesprächsstoff. Er verstand es, Anekdoten und Witze zu erzählen. Durch sein Auftreten verschaffte er sich das Image des leutseligen Menschenfischers.
Namen als Schlüssel
In seiner Zeit als Ministerpräsident besuchte die niederländische Königin Aachen. Rau holte den verdutzten Oppositionsführer Heinrich Meufels aus der Reihe der Honoratioren heraus und stellte ihn der Königin vor. Natürlich nicht ohne aus dem Stand die Namen der zwölf Kinder Meufels zu nennen.
Rau verstand es, Namen zu verinnerlichen. Ähnlich verhielt es sich mit Geburtstagen. So brachte er seinem Gegenüber stets Wertschätzung entgegen.
„Nun hör doch mal auf, Junge!“
Johannes Rau gelang es, durch gezielte Gesten mit Symbolcharakter auch schwieriege Situationen zu meistern. So traf er 1980 in einem Fernseh-Rededuell auf den CDU Oppositionsführer Prof. Biedenkopf. Dieser hielt ihm die Versagen der Regierung vor. Mit nur einem Satz gelang es Rau aus dieser ausweglosen Situation auszubrechen. „Nun hör doch mal auf, Junge!“. Biedenkopf war verblüfft und das Publikum begeistert. Er hatte die Herzen der Menschen gewonnen.
Rau hatte die Passage vorher mit seinem Berater Bodo Hombach einstudiert. Viele seiner spontan wirkenden Reden waren genau kalkuliert und erprobt. Rau setzte sie so natürlich ein, das er damit stets Erfolg hatte.