Hinter den Kulissen. Foto: Julia Kneuse.

Wahlplakate: nichts neues im Großformat

Vor der Wahl gleicht Deutschland wider einem Schilderwald. An jeder Straßenecke schauen einen lächelnde Politiker an. Das führt bei vielen schnell zu einer Übersättigung. Rüdiger Scheidges vom Handelsblatt schreibt über die SPD-Kandidatin Mechthild Rawert (Berlin-Schöneberg). Die bekommt von Scheidges stellvertretend für alle anderen ihr Fett weg. „Ich kann sie nicht mehr sehen. Unerträglich.“

Wie präsentieren sich die Parteien und welche Wirkung haben die Plakate?

Seit es Wahlwerbung gibt, haben sich Wahlplakate kaum verändert. Der „Klassiker“, eine Kandidat in Kombination mit einem Slogan, ist immer noch am häufigsten zu finden. Bei den Fotos, dem Hauptmotiv, wird leider immer noch zu oft gespart. Die Stuttgarter CDU plakatiert Annette Schavan mir Fotos des letzten Wahlkampfs. Viele Bürger erkannten die Kandidatin kaum wieder, nach einigen Tagen wurden alle Plakate durch neu ersetzt. Doppelte Kosten mit einem bitteren Nachgeschmack. Wollte Man versuchen, die Kandidatin jünger wirken zu lassen?
Ein weiteres Plakatfoto bei dem man ins Grübeln kommt: Die PDS wirbt mit Lafontaine und Gysi. Da bei himmelt Gregor Gysi Oskar Lafontaine an, mit einem Blick der viele Fragen zulässt. Was das Motiv uns sagen soll wird wohl niemals geklärt werden können.

Särge auf Plakaten?

Auf einem Wahlplakat des Staatsministers im Kanzleramt, Rolf Schwanitz, sind mit US-Flaggen bedeckte Särge amerikanischer GIs zu sehen. Darüber der Satz: „Sie hätte Soldaten geschickt.“ Schwanitz zu BILD: „Ich bin davon überzeugt. Sie hätte auch deutsche Soldaten in den Irakkrieg geschickt.“ Gemeint ist natürlich Angela Merkel. Volker Kauder von der CDU kontert: „Auch im Wahlkampf gibt es Grenzen. Mit Toten macht man keine Werbung.“
Das zweite Element, der Slogan, kommt in der Regel sehr einfallslos daher. „XY Wählen“ oder „Für uns nach Berlin“, ist noch harmlos, Sprüche wie etwa „Mit starker Stimme“ sind gänzlich ohne Sinn.

Auch Friedrich Küppersbusch von der TAZ siehte Slogans wie ‚Wer Gerechtigkeit will, muss das Soziale sichern‘ als reines Schröder’sches Gedönsdeutsch. „Umgekehrt wäre die Plakatreihe ‚Meilensteine der Merkelfotografie‘ auch als Spin-off einer MTV-Show ‚pimp my Mutti‘ günstiger zu haben gewesen. Ein Resultat der Multiplikation ‚keine wesentlichen inhaltlichen Unterschiede‘ mal ‚keine Zeit’“, so Küppersbuch.

Fazit

In der Tat sind die Plakate dieses Wahlkampfs nicht berauchend. Plakattechnisch sind die Parteinen noch nicht auf der Höhe der Zeit. Das Medium wird nicht mir seinem ganzen Potential genutzt. Wie der Soziologe und Bildwirkungsforscher Stefan Selke sagt, erreichten die Plakate eine nie erreichte „Körperlichkeit“. „Trotz des körperlichen Einsatzes verfehlen die Parteien ihr Ziel“, so Selke.

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