Er habe keine populistische Medienschelte vorlegen wollen, sondern ein hintergründiges Buch, schreibt Anton Hunger im Vorwort seines Werkes „Blattkritik“. Das Buch solle helfen, die Wechselwirkungen zwischen Politik und Medien zu verstehen. Doch schon der Untertitel „Vom Glanz und Elend der Journaille“ zeigt, worum es ihm wirklich geht: Die Verfehlungen von Medien, die er mit Worten wie „Gazetten“ oder „Journaille“ umschreibt, aber nicht um den Glanz, den es für Hunger wohl gar nicht mehr gibt. Das ist zeitweise eine sehr einseitige Sicht.
So kritisiert Hunger, dass Journalisten nicht über die Konsequenzen des von ihnen gesendeten nachdenken, er zeigt an Beispielen, dass Journalisten die Maßstäbe, die sie an andere anlegen, selbst oft nicht erfüllen. So nennt er das Netzwerk Recherche um zu zeigen, was passiert, wenn man seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird. Er kritisiert Presserabatte, die er einordnet in die vielen Gefälligkeiten, Vorteile und Einladungen, die Journalisten gerne annehmen. Die Fälle und Beispiele die er nennt sind allesamt gut bekannt, es geht um Christian Wulff, um Wikileaks und Karl-Theodor zu Guttenberg. Er kommt zu dem Schluss: „Die Zeiten unbekümmerter und geschwätziger Mitteilsamkeit sind jedenfalls vorbei.“
Besonders intensiv nimmt er sich die Bildzeitung vor. Der Autor analysiert richtig, dass selbst die Bild nicht gegen politische Entscheidungen (Beispiel Griechenlandhilfe) anschreiben könne, dass das Netz nie vergesse, er nennt Schirrmachers Thesen.
Der Autor nimmt sich die Urheberrechtsdebatte vor, richtigerweise wirft er de Frage der Instrumentalisierung auf, wenn Dokumente an Journalisten gespielt werden („Immer haben einige Informanten alte Rechnungen zu begleichen, vorzugsweise in politische Parteien.“) um dann die Rolle der „Affärenflüsterer“ zu loben, ohne die sonst kaum noch Skandale aufgedeckt würden.
Immer wieder verweist Hunger auf die von Hanne Detel und Bernhard Pörksen ausgearbeiteten Thesen in „Der entfesellte Skandal“ und bringt weitere Belege für die Thesen der Tübinger Medienwissenschaftler. Leider kommt das Buch an vielen Stellen über eine bloße Nacherzählung und Kuratierung bekannter Thesen nicht hinaus. Hier hätte man sich mehr eigene „Blattkritik“ von Anton Hunger gewünscht.
Insbesondere in den Kapiteln, in denen er mit deutlichen Worten die Wirtschaftspresse kritisiert („Die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftspresse ist seit der Finanzkrise verspielt“). Hier wirkt es zuweilen wie eine Abrechnung des ehemaligen Porschesprechers mit der Wirtschaftspresse. Dabei hätte er aus seiner Zeit bei Porsche doch so einiges zu berichten gehabt. Am Ende ist das Buch, so wie es auch der Verleger Hubert Klöpfer nennt, für die „unaufgeklärten Zeitungsleser.“ Wer die Branche kennt und verfolgt erfährt in diesem Buch leider wenig neues. Für alle anderen ist es um so interessanter.