Dem weit ausholenden Artikel folgend stellen Sie sich eine Bar an einer Straßenecke vor, in der sich Verdächtige von Anschlägen der Häuser Ihres Wohnquartiers versammeln. Als Abwehrmaßnahme versuchen Sie, einen Detektiv in die Gruppe zu infiltrieren, um Ihre Familie zu schützen. Da die Polizei jedoch unter einer Decke mit den Übeltätern steckt, entdeckt sie den Detektiv und steckt diesen anstelle der Übeltäter ins Gefängnis.
Das passierte den 5 Kubanern, die sich, vom Geheimdienst Kubas ausgebildet, in die Gegnergruppen Fidel Castros in Florida einschleusen. Diese Gruppen waren für 681 Terrorattentate gegen Kuba verantwortlich, welche 3478 Personen das Leben kosteten und anderen 2099 unheilbare Schäden zufügten.
So kam es, dass sich seit September 1998 die Kubaner Antonio Guerrero, Fernando González, Gerardo Hernández, Ramón Labañino, sowie René González in US-Haft befinden. Der letztere war zu 15 Jahren Haft verurteilt, wurde jedoch am 7. Oktober 2010 in bedingte Freiheit entlassen. Er darf aber, da er Doppelbürger der USA und Kubas ist, das Land nicht verlassen.
Die vier anderen sitzen schwere Strafen ab: Hernández wurde zu doppelt lebenslänglich und 15 weiteren Jahren Haft verurteilt. Ihm fehlen drei Leben zur Erfüllung dieses absurden Urteils. Labañino ist zu lebenslänglich und zusätzlichen 18 Jahren, Guerrero zu lebenslänglich und weiteren zehn Jahren und schließlich Fernando zu 19 Jahren Haft verurteilt.
Diese Agentengruppe bildete das Netz „Wespen“, welches Havanna Berichte über die Terroristen lieferte, die per Flugzeug oder als verkleidete Touristen Attentate planten, Waffen schmuggelten und in Havannas Hotels und Restaurants Bomben explodieren ließen. Die Präsidenten Bush und Obama müssten eigentlich der kubanischen Regierung für die Entlarvung der Terroristen danken. In der Tat können diese jedoch ungestraft den sozialistischen Inselstaat von den USA aus angreifen. Das neue Buch offenbart all dies sehr gut dokumentiert. Das FBI fing die kubanischen Agenten und verschließt weiterhin die Augen vor den Terroristen und deren geheimen Verletzungen des kubanischen Luftraumes, was sie als Flugtraining in der Umgebung von Miami bezeichnen.
Die 15 Kapitel erzählen wie die kubanischen Sicherheitsagenten ausgebildet werden und die Saga des salvadorianischen Söldnertums, das Miami bezahlt, um Bomben in Hotels und Restaurants zu legen; von der Rolle eines Garcia Marquez; über eine Brieftaube im Dienste des Korrespondenzaustauschs zwischen Fidel Castro und Bill Clinton; von den geheimen Besuchen der Agenten des FBI in Havanna und dem Umfang der Beweise gegen das kubanische Miami, welches ihnen auf Befehl von Fidel Castro angeboten wurde.
„Die letzten Soldaten des kalten Krieges“ ist die Frucht tief schürfender Untersuchungen und zahlreicher Begegnungen des Autors in Kuba, den USA und Brasilien. Das Buch ist in einem geschmeidigen Stil verfasst, der jeglicher Ideologiesierung und Adjektivierung entbehrt und den Beweis erbringt, warum Kuba seit über 50 Jahren, als einziges sozialistisches Land im Westen, widersteht. Ja, die Revolution mit ihren sozialen Errungenschaften sozusagen dem Volk ein Gefühl von Souveränität einspritzt, welches dazu verleitet, diese sozialen Errungenschaften zärtlich hütend zu bewahren.
In kapitalistischen Ländern, wo dank des biologischen Zufalls in einer Familie oder Sozialschicht für Misere und Armut immune Menschen geboren werden, fällt es schwer zu verstehen, warum die Kubaner nicht gegen ihre sie regierende Obrigkeit rebellieren. Hingegen, wer über ein halbes Jahrhundert lang in einem Land lebt, welches von der größten Militär-, Wirtschafts- und Ideologiemacht der Geschichte aus lediglich 140 km Entfernung blockiert wird, den motiviert ein gewisser Stolz über das Widerstandsvermögen. Selbst Papst Johannes Paul II. war bei seinem Besuch 1998 des Lobes voll darüber, was ihm in Kuba Wohlgefallen einbrachte.
In mehr als 100 Ländern – Brasilien inbegriffen – wirken kubanische Ärzte und Lehrer in solidarischem Engagement zum Teil an weit abgelegenen Orten. An der eingesetzten Anzahl gemessen beenden sehr wenige ihr Engagement, um nach Kuba zurückzukehren. Der Revolutionsgedanke, wie er jetzt unter Raúl Castro aktualisiert fortlebt, braucht nicht unterzugehen.
Vielleicht hilft das Beispiel eines einzigen Strolches in der Nähe des Flughafens von Havanna, den Fernando Morais mehrmals zitiert, zum Verständnis des Zivilbewusstseins eines Volkes, das kämpfte, um einmal keine Kolonie mehr von Spanien, dann aber auch nicht der USA zu sein. Zum Erreichten bemerken sie stolz: „Auch heute Nacht werden wiederum 200 Millionen Kinder in den Straßen der ganzen Welt schlafen müssen. Keines von ihnen lebt in Kuba!“