Foto: Laura Lietzmann, jugendfotos.de
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Aufräumarbeiten beginnen in Brisbane

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Mit dem Rückgang des Wassers zeigt sich das ganze Ausmass des Schadens. Viele Strassen sind unterspült, grosse Teile der innerstädtischen Infrastruktur sind schwer beschädigt. Das Hochwasser hat Strassen und Häuser mit einer zentimeterdicken, übelriechenden Schlammschicht überzogen, die die Aufräumarbieten erschwert.

Bewohner haben angefangen, ihre unbrauchbar gewordenen Möbel in den Strassen aufzutürmen. Der „community spirit“ – ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Bevölkerung – hat tausende von freiwilligen Helfern dazu veranlasst, die Aufräumarbeiten tatkräftig zu unterstützen. In einigen Vororten gab es Verkehrsstaus, da viele Hilfswillige gleichzeitig anreisten.

Die Stadt hat für den morgigen Samstag einen koordinierten Einsatz von Freiwilligen angekündigt, die dazu aufgefordert wurden, sich an einem von vier Einsatzzentren zu melden. Von dort aus sollen sie per Bus in die am stärksten betroffenen Vororte gesendet werden. Auch erste Müllentsorgungen wurden organisiert, um Abfälle und Trümmer abzutransportieren. Ersten Berechnungen des Insurance Council of Australia zufolge belaufen sich Versicherungsansprüche auf 360 Millionen australische Dollar.

Ein Ende der Fluten in Queensland noch nicht in Sicht

Während sich die Lage in Brisbane entspannt, setzen sich die schweren Fluten in anderen Teilen des Landes fort. Die Wassermassen bedrohen noch weitere Städte, zum Beispiel Bundaberg und Condamine. Für die Stadt Condamine im Landesinneren ist zum Wochenende ein Wasserhöchststand von 14,8 Metern vorhergesagt.

Der Wiederaufbau Queenslands gleiche dem Wiederaufbau nach einem Krieg, erklärte die Ministerpräsidentin des Staates Queensland, Anna Bligh. In den vom Hochwasser heimgesuchten Gebieten ausserhalb Brisbanes sind Soldaten unterwegs, um nach weiteren Opfern zu suchen. Die Fluten sind wahrscheinlich die bislang teuerste Naturkatastrophe Australiens.

Schwere wirtschaftliche Auswirkungen der Fluten

Die Fluten haben die Landwirtschaft und den Kohleabbau, zwei wichtige Wirtschaftssektoren Australiens, schwer getroffen. Durch die Überschwemmungen ist die Kohleförderung zum Erliegen gekommen, etwa 75% der Minen stehen still. Die „Blackwater Line“, eine der wichtigsten Kohle-Zulieferungsstrecken zum Hafen von Gladstone, dem viertgrößten Kohle-Export-Terminal der Welt, musste wegen Überflutungen geschlossen werden. Durch die weitreichenden Überflutungen sind Einbrüche in der Agrarproduktion und bei Agrarexporten zu erwarten, vor allem von Getreide, Zucker und Baumwolle.

Der genaue Umfang des Schadens ist momentan noch unklar, da in vielen Gebieten die Fluten noch anhalten und noch keine genauen Verlustangaben vorliegen. Es ist jedoch mit einem starken Anstieg von Rohstoffpreisen zu rechnen. In den letzten Tagen waren bereits Preisanstiege bei Kohle und Baumwolle zu verzeichnen. Da Queensland vor allem metallurgische Kohle (Kokskohle) für die Stahlproduktion fördert, ist auch mit einem Anstieg des Stahlpreises zu rechnen. Hauptabnehmerländer für die Kohle aus Queensland sind Japan und Europa, gefolgt von Indien, Korea und Taiwan.

Vor den Fluten betroffen sind auch viele von Australiens SMEs (small and medium sized enterprises), kleinere Einzelhändler und Familienunternehmen, die oftmals ihre Existenzgrundlage verloren haben. Alleine in Brisbane waren ca. 3 500 Unternehmen von den Fluten betroffen. Diese Unternehmen sind für ihren Wiederaufbau stark von der Unterstützung der Regierung abhängig.

Es zeichnet sich allerdings jetzt schon ab, dass es beim Wiederaufbau der Wirtschaft und Infrastruktur einen starken Fokus auf die Wiederherstellung des status quo vor den Fluten gibt – die Frage stellt sich, inwieweit Queensland weiteren Unwettern gewappnet ist oder ob es ein Umdenken in der Städte- und Infrastrukturplanung nötig ist.

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