Foto: Julia Kneuse.

Optionale Wirklichkeit

Ein neues Verfahren, bestehend aus 3D-Videobrille und Headtracker, soll es ermöglichen, die Realität räumlich und authentisch zu simulieren.

Brille auf – Matrix an. Daran arbeiten vier Jungunternehmer aus Ulm. Als Studierende der Elektrotechnik haben sie sich zusammengefunden, um ihren Traum von virtueller Realität zu verwirklichen. Auf der EMO stellt das Startup den Brillen-Prototyp mit ImmerSight Technologie vor.

Ambitioniert von Anfang an

„Zu Beginn haben wir uns mit einer einfachen Videobrille auseinandergesetzt. Allerdings wollten wir weiter gehen und die Möglichkeit schaffen, komplett in eine virtuelle Umgebung abzutauchen, um ein realitätsnahes Raumgefühl zu erzeugen“, beschreibt Gründer Fabian Weiss die Anfangsphase.

Als „innovative Visualisierungstechnologie mit hohem Immersionsgrad“ charakterisieren die Nachwuchsingenieure ihre Erfindung. Unter Immersion versteht man die Identi-fikation und Interaktion des realen Ichs in und mit einer virtuellen Umgebung. Der Prototyp ist mittlerweile preisgekrönt und ein paar Exemplare sind bereits verkauft. Optisch ist die Technologie auch ein Blickfang.

Sci-Fi Hexagon

Die sechseckige Hauptkomponente mit inte-grierter Raumbrille umschließt den Kopf des Benutzers wie ein Ring. An deren schwarzer Außenfläche sind weiße Kugeln angebracht, die durch ihren Kontrast von einer Kamera erfasst werden. Mit den aufgenommenen Daten kann die Spezialsoftware die Position und Orientierung des Kopfes berechnen. Diese Kombination aus Videobrille und Trackingsystem sorgt für ein dreidimensionales Realitätserlebnis, ohne dass dem Träger schlecht wird. „Bisher haben wir niemanden erlebt, der die Benutzung nicht vertragen hat“, so Pia Köpf aus dem Team.

Die Technik rund um das Produkt ist recht  minimalistisch: eine handelsübliche USB-Kamera, effiziente Software, die keine hohe Rechenleistung fordert, und eine Videobrille von Zeiss ermöglichen die Visualisierung. Da alle Bestandteile in einen Koffer passen, ist auch eine mobile Nutzung möglich. Verpackt hat alles in etwa die Dimension eines etwas zu groß geratenen Werkzeugkoffers.

Wohnungsdesign virtuell

„Die potenziellen Anwendungsbereiche sind vielseitig. Derzeit wird die Technologie in der Raumgestaltung eingesetzt, jedoch kann sie auch in der industriellen Konstruktion und Präsentation sowie beispielsweise im Bildungsbereich für Schulungen Verwendung finden“, erklärt Weiss, der seine Ingenieurkenntnisse vor allem im Virtual Engineering einsetzt.

Der raumgestalterische Aspekt kann schon jetzt für den Privatverbraucher interessant und von Nutzen sein. So können innenarchitektonische Veränderungen und Neuerungen vor ihrer Reali-sierung visualisiert werden, was dem Nutzer die Möglichkeit gibt mehr auszuprobieren.

Kein billiges Unterhaltungsprodukt

Das System kostet ca. 24.000 Euro und ist somit erst mal hauptsächlich für Unternehmen erschwinglich. Doch eine Heimnutzung wäre sicherlich sehr beliebt. Als „interessant“ oder „cooles Erlebnis“  beschreiben viele der EMO-Besucher ihre ersten Erfahrungen mit der Videobrille. Den Jüngeren unter ihnen sieht man den Wunsch an, virtuelle Realität im Wohnzimmer erleben zu können. Mit Videospielen wie Grand Theft Auto vergleichen einige die Grafik und hegen große Hoffnungen. Doch bis die Techno-logie zuhause, etwa in Verbindung mit Videospielen genutzt werden kann, ist es noch ein weiter Weg. Zunächst müssen sich die Funktionalität und der Nutzen der Erfindung in der Industrie beweisen.

Perspektiven für Ingenieur-wissenschaften

Dass Virtual Engineering ein Trend mit Zukunft ist, zeigt auch die Firma ISBE, welche ihr Programm  Virtual Tool Design auf der EMO präsentiert hat. Mithilfe der Software können Werkzeugteile per Computer erstellt und über eine Simulation getestet werden.

Die Technologien beider Unternehmen, sowohl von ImmerSight als auch von ISBE, zielen unter anderem darauf ab, die Planung von Produktionsgütern zu vereinfachen und kostengünstiger zu machen. Dies soll erreicht werden, indem man die reale Herstellung von Prototypen durch ihre rein virtuelle Darstellung ersetzt. Dadurch können Design und Funktionalität des Produktes einfacher geprüft und bei Bedarf optimiert werden.

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