Spricht da der PR-Berater oder der Betreiber von Wiki-Watch? Der CDU-Politiker Wolfgang Stock ist beides. Und genau das ist momentan sein Problem: Nach ersten Medienberichten soll Stock selbst Einträge bei Wikipedia geändert haben – für einen Kunden seiner Agentur, den Pharmakonzern Sanofi.
Ist das ein Problem? Kritiker sagen ja. Die meisten Änderungen dürften vor dem Start von Wiki-Watch, welches sich zum Ziel gesetzt hat, Transparenz in die Wikipedia-Einträge zu bringen, geschehen sein. Laut Spiegel-Angaben (Nr. 28/2011) gibt es eine eidesstattliche Versicherung von Stock, seit der Ansiedlung von Wiki-Watch an der Uni Frankfurt/Order keine Wikipedia-Artikel mehr bearbeitet zu haben.
Doch die Änderungshistorie spricht eine andere Sprache: Auch noch im Februar 2011 soll der Benutzer „Investor“, den andere Wikipedia-Autoren Wolfgang Stock zuordnen, noch Einträge geändert haben. Wäre dies richtig so wäre die Frage ob richtig oder falsch sicherlich juristisch zu klären.
Doch das Verhältnis von Wolfgang Stock zu Wikipedia ist komplexer: „Wikipedia ist undemokratisch“, findet Stock, und es habe ein Informationsmonopol. „22 Millionen sagen ich will diese Propaganda-Seite sehen“, so der PR-Berater. In seinem Beruf weiß er: Alle vertrauen Wikipedia, daher ist es auch für seine Kunden so wichtig, was hier über sie zu lesen ist. Und er arbeitet mit seiner Agentur („spezialisiert auf Krisenkommunikation und Kommunikationsstrategien im iPad-Zeitalter“) daran, dass seine Kunden („Wir sprechen nicht über unsere Kunden“) auch bei Wikipedia gut wegkommen.
Auf der anderen Seite tritt er mit seinem Projekt Wiki-Watch an, mehr Transparenz in die Artikel zu bringen. „Wiki-Watch zeigt an, ob der Artikel gesperrt wurde oder ob es Löschversuche gab. Außerdem werden formal die Kriterien der Artikel untersucht. Quellen, Autoren, Bearbeitungen und interne Links sind dabei die Faktoren“, so seine Beschreibung des Projektes.
Mehr Transparenz und guter Kunden-Ruf, diese Wiki-Falle hat sich Stock selbst gebaut. Wenn er sich nicht von Wiki-Watch trennt wird es die Uni tun, deren Logo über allem prangt.