Guido Westerwelle. Foto: Landwehr.
Guido Westerwelle. Foto: Landwehr.

Brüderle ist der letzte Aufrechte

Guido Westerwelle. Foto: Landwehr.
Guido Westerwelle ist meist nicht da, wo man ihn vermutet. Foto: Landwehr.

Während Westerwelle zum blamablen Absteiger, zum „Klotz am Bein“ wurde und Birgit Homburger als Fraktionschefin nicht mehr tragbar war, entwickelte sich Brüderle klammheimlich wieder zum Aufsteiger und Hoffnungsträger.

Vor Jahren galt er noch als nicht ganz ernst zu nehmender Spaßvogel. Brüderle wollte das Arbeitsministerium komplett abschaffen und wollte doch tatsächlich Arbeitslose nach Thailand entsenden, um dort nach der Tsunami-Katastrophe bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Als Wirtschaftsminister ärgerte sich Brüderle öffentlich darüber, dass sein Vorgänger zu Guttenberg als Verteidigungsminister mit der deutschen Managerelite frühstückt.

Doch dann machte Rainer Brüderle als Wirtschaftsminister eine gute Figur und beweist auch als Fraktionsvorsitzender ökonomische Weitsicht mit Aussagen wie „Die EZB sollte sich schnellstmöglich wieder auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, nämlich die Sicherung der Geldwertstabilität“ und in der Konsequenz: „Wenn die EZB die Gelddruckmaschine dauerhaft laufen lässt, erhöht das die Inflationsgefahr. Wir würden uns von der deutschen Stabilitätskultur entfernen, auf die wir zu Recht so stolz sind.“

Rösler sollte diese Argumentation übernehmen. Zur Erinnerung: Rainer Brüderle ist der Mann, den alle loswerden wollten. Zunächst als Ex-Wirtschaftsminister, jetzt als FPD-Fraktionschef, ist er der einzige und letzte in der FDP, der noch Klartext redet. Er wettert deutlich gegen die Ratingagenturen und fordert, diese müssten für Fehldiagnosen und die daraus entstehenden Schäden haftbar gemacht werden. Er lehnt die Idee der Euro-Bonds ab. Er fordert klar und deutlich, dass der Bundestag jeder Finanzhilfe zustimmen muss und verurteilt Merkels Alleingänge. Die Presse schätzt Brüderle inzwischen für kompetenter ein, als die gesamte Rest-FDP.

Wenn die Börsen in Panik geraten, wenn neue Rettungspakete diskutiert werden oder Spielräume für Steuersenkungen ausgelotet werden, der Ansprechpartner bei der FDP für die Presse ist nicht der eigentlich zuständige FDP-Wirtschaftsminister Rösler, sondern vielmehr Brüderle. BILD fragt: „Müssen wir jetzt auch Italien retten, Herr Brüderle?“ Wer traut Rösler schon eine kompetente Antwort zu? Dieser hinkt mit seinen Aussagen stets nur Brüderle hinterher.

 

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch von Otto Gantert: „Guido Westerwelle. Vom Supermann zum Hampelmann.“ Erschienen im Verlag Re Di Roma, 104 Seiten, 9,95 Euro.

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