Philipp Schmagold. Foto: Jonas Fischer.

„Ich habe keine Angst mich lächerlich zu machen“

Herr Schmagold, Sie fordern in einem Antrag auf der Bundesdelegiertenkonferenz die Abschaffung der Zeitumstellung. Viele ihrer Parteikollegen lachen darüber. Können Sie das verstehen?

Ich weiß, dass einige das Thema lächerlich finden. Aber das ist doch das Problem: Etablierte Politiker haben Angst, sich mit solchen Nischenthemen lächerlich zu machen. Diese Angst habe ich nicht. Auch wenn ich mit meinem Vorstoß die Leute nerve, muss ich so ein Thema anpacken.

Warum ist Ihnen das so wichtig?

Die Zeitumstellung führt dazu, dass wir unausgeschlafen sind. Wir begehen mehr Verkehrsunfälle, bringen uns bei der Arbeit in Gefahr und schaden unserer Gesundheit.

Nehmen wir an, die Partei entscheidet sich dafür, eine einheitliche Zeitrechnung einführen zu wollen – auf europäischer Ebene ist so etwas doch nicht durchsetzbar.

Bei der Atomkraft haben wir doch gesehen, dass so etwas geht. Da haben wir unsere Meinung aus einer Nische in die Mitte der Gesellschaft getragen.

Philipp Schmagold. Foto: Jonas Fischer.
Philipp Schmagold. Foto: Jonas Fischer.

Der Antrag war einer von insgesamt sechs Anträgen, die Sie zu sehr unterschiedlichen Themen gestellt haben. Sollten Sie sich nicht besser auf einen Bereich konzentrieren? 

Nein. Ich bin ein politisch denkender Mensch. Es gibt so viele Sachen, die mich stören, die ich verändern will. Ich nerve gerne viele Menschen mit vielen Themen.

Sie investieren viel Zeit in Ihre politische Arbeit.
Wie bringen Sie das mit Familie und Beruf in Einklang?

Ich teile mir meine Zeit gut ein. Ich kann viel von Zuhause arbeiten und dort über viele Probleme nachdenken. Zwar habe ich eine Familie, aber die Zeit nehme ich mir. Und meine Familie versteht das.

Sind Sie manchmal frustriert, dass nicht alle Ihre politischen Ideen Erfolg haben?

Ach, ich bin hartnäckig. Ich muss mich einfach daran gewöhnen, dass nicht alles auf Zuneigung in der Partei stößt. Davon abgesehen mache ich meine Arbeit gerne. Ich kann Debatten anstoßen. Und wenn ich Glück habe, dann begeistern sich andere dafür.

Wie sind Sie eigentlich zu den Grünen gekommen?

Ganz einfach: ich wollte klassische grüne Themen bewegen, die Energiewende mitgestalten und eine ökologische Landwirtschaft fördern.

Hat sich die Partei in den vergangenen Jahren verändert?

Nicht wirklich. Wir haben zwar Katrin Göring-Eckardt zur Spitzenkandidatin gekürt, aber das heißt nicht, dass die Partei weiter nach rechts gerückt ist. Es war eine Entscheidung für Frau Göring-Eckardt als Person.

Haben Sie denn Frau Göring-Eckardt gewählt?

Das möchte ich nicht sagen.

Alles in allem sind Sie also zufrieden mit dem Kurs der Grünen?

Ja, aber wenn sich die Basis der Partei mehr per Internet beteiligen könnte, wäre ich noch zufriedener. Man muss alle Grünen hören, auch solche, die nicht auf Parteitreffen anwesend sein können.

Das heißt im Klartext, dass Sie als Basismitglied mehr Einfluss haben möchten?

Im Prinzip ja. Aber ich bin kein klassischer Mann von der Basis. Ich stelle viele Anträge bei den Bundesdelegiertenkonferenzen. Ich kenne die etablierten Strukturen.

Und Ihr Traum-Koalitionspartner: Rot oder Schwarz?

Rot.

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