Foto: Landwehr

Zusammentreffen in Kuba von Papst Franziskus und dem Patriarchen Kirill

Als“ ausserordentliches Ereignis“ meldete die internationale Presse das Treffen in Kuba zwischen seiner Heiligkeit Kirill, Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau und ganz Russland und dem Papst Franziskus, dem höchsten Würdenträger der römisch-katholischen Kirche weltweit.

Über dieses Treffen äusserste der historische Auslöser der kubanischen Revolution, Dr. Fidel Castro Ruz, folgenden öffentlichen Kommentar unter dem Titel: „Der Kampf für den Frieden ist die heiligste Pflicht aller Menschen, unabhängig von Glaubensrichtung, Herkunft, Rasse oder Alter.“

Es ist traurig feststellen zu müssen, dass fast alle Religionen die zerstörerischen Folgen der Kriege bedauern und ihre grössten Energien dagegen einsetzen. Die einzigartige Bedeutung des Treffens in Havanna von Papst Franziskus und dem Patriarchen Kirill besteht in der Erweckung von Hoffnung auf Frieden in der Weltbevölkerung. Und der Staatsmann fügt noch an: „Friede war ein goldener Traum und ein zu erreichendes Ziel der Menschheit aller Zeiten. Tausende von Nuklearwaffen hängen über den Häuptern der Menschen. Den brutalsten aller Kriege zu verhindern ist zweifellos eine der grundsätzlichsten Bemühungen der Religionsführer wie Papst Franziskus der Katholischen Kirche und seiner Heiligkeit Kirill, Patriarch von Moskau und ganz Russland.“

Die nachstehend gemeinsam unterzeichnete Erklärung erläutert den Inhalt des Treffens in Havanna. Sie zeigt die Übereinstimmung der unterzeichnenden Kirchenhäupter und verleiht Havanna den Status einer Einigungskapitale von zwei wichtigen, christlichen Gruppierungen unserer Zeit nach einem Millennium der Trennung.,  Sie löst Hoffnung auf Frieden auf Erden zwischen Nord und Süd, Ost und West aus !

Gemeinsame Erklärung von Papst Franziskus und dem Patriarchen Kirill von Moskau und  Russland

„Die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes seien mit euch“ (2. Korinther 13,13)

  1. Durch den Willen Gottes, des Vaters, Urheber aller Gaben, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, mit Hilfe des tröstenden Heiligen Geistes:

Wir, Franziskus, Papst und Bischof von Rom und Kirill, Patriarch von Moskau und ganz Russland, kommen heute in Havanna zusammen. Wir danken Gott, verherrlicht in der Heiligsten Dreieinigkeit,  für dieses erste Treffen der Geschichte.  Freudig sind wir als christliche Glaubensbrüder zusammengekommen um „mündlich…mit euch zu reden“ (2. Johannes, 12) von Herz zu Herz, um über die gegenseitigen Anliegen der Kirchen zu sprechen und die anstehenden Probleme unserer Herden,  sowie die Perspektiven der Menschheitsentwicklung zu diskutieren.

  1. Unsere brüderliche Zusammenkunft gelang in Kuba, an der Kreuzung von Nord und Süd, Ost und West . Von dieser Insel aus, einem Symbol der Hoffnung der Neuen Welt und den dramatischen Ereignissen der Geschichte des XX. Jahrhunderts, richten wir unsere Worte an alle Nationen von Lateinamerika und den Die Tatsache, dass sich gegenwärtig der christliche Glauben hier dynamisch entwickelt erfreut uns. Das hohe religiöse Potential Lateinamerikas sowie die Entwicklung der Jahrhunderte alten Traditionen durch die persönliche Erfahrung von Millionen Gläubigen sind der Schlüssel einer grossen Zukunft dieser Region.
  1. Unsere Zusammenkunft, weit ab vom Zank der Alten Welt , lässt uns die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Orthodoxen spüren, welche allezeit bereit sein müssen zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist. (1. Petrus 3, 15)
  1. Wir danken Gott für die empfangenen Gaben durch das Kommen seines eingeborenen Sohnes auf Erden. Wir teilen die gemeinsame Geistestradition des ersten Millenniums des Christentums. Die Zeugen davon sind die Allerheiligste Mutter Gottes, die Jungfrau Maria, und die Heiligen, die wir verehren. Unter ihnen befinden sich unzählige Märtyrer, die ihre Treue zu Christus bewiesen haben und „zum Samen der Christen“ wurden.
  2. Trotz der gemeinsamen Tradition der 10 ersten Jahrhunderte waren Katholiken und Orthodoxe ohne Gemeinschaf t in der Eucharistie. Wir blieben getrennt aufgrund der Konflikterbschaften aus Unverständnis der Glaubenserklärungen über die göttliche Dreieinigkeit als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wir bedauern den Verlust der Einheit durch Folgen menschlicher Schwächen und Sündhaftigkeit gegen das Gebet des Hohepriesters Christus dem Heiland: „damit sie alle eins seien wie du, Vater in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (Johannes 17, 21)
  3. Wir sind uns bewusst, dass es viele Hindernisse zu überwinden gilt, doch hoffen wir, dass unser Zusammentreffen zum Erreichen der von Gott geforderten Einheit beiträgt und wofür Christus gebetet hat. Möge unser Zusammensein in allen Christen der Erde bewirken, mit erneuter Inbrunst den Herrn für die völlige Einheit aller seiner Jünger zu bitten damit die Welt,  die von uns nicht nur Worte sondern Taten erwartet, ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen guten Willens erfahre!
  4. Wir sind fest entschlossen, alles zu unternehmen um das geschichtliche Trennungserbe aufzuarbeiten, indem wir unsere Kräfte zusammenlegen zum Zeugnis vom Evangelium Christi und dem gemeinsamen Erbgut der Kirche des ersten Millenniums, als eigentliche Antwort auf die Herausforderungen und Ansprüche der modernen Welt. Die Orthodoxen und die Katholiken müssen lernen das gemeinsame Zeugnis der Wahrheit dorthin zu tragen, wo es möglich und nötig ist. Die menschliche Zivilisation hat eine Zeit des Epochenwechsels betreten. Das christliche Bewusstsein und die pastorale Verantwortung erlauben uns nicht gleichgültig zu verharren vor den Herausforderungen, welche eine gemeinsame Antwort brauchen.
  5. Unsere Aufmerksamkeit ist vor allem auf jene Weltregionen gerichtet wo die Christen verfolgt werden. In vielen Ländern des mittleren Orients und Nordafrikas werden ganze Familien ausgelöscht, auch ganze Städte wo unsere Brüder und Schwestern wohnen .
    Ihre Tempel werden barbarisch verwüstet, ihre Heiligtümer zerstört, profaniert und Denkmäler demoliert. In Syrien, Irak und weiteren Ländern des mittleren Orients müssen wir mit Schmerzen beobachten wie auf der Herkunfterde unseres Glaubens massive Auswanderungen von Christen stattfinden, die ihre Heimat seit den apostolischen Zeiten dort mit anderen religiösen Gemeinden friedlich teilten.
  6. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, sofort alle Mittel aufzuwenden um ein grösseres Ausmass an Flüchtlingsströmen der Christen des mittleren Orients zu verhindern. Indem wir unsere Stimmen zur Verteidigung der verfolgten Christen erheben sind wir solidarisch mit dem Leiden anderer religiösen Traditionen, die zu Opfern des Bürgerkriegs, des Chaos und der Terroristengewalt geworden sind.
  7. Syrien und Sri Lanka kostete diese Gewalt Tausenden das Leben und hat einige Millionen Mittel- und Obdachlose hinterlassen. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, zusammen die Gewalt und den Terrorismus zu beenden und gleichzeitig durch den Dialog den baldigen Zivilfrieden zu schaffen. Eine humanitäre Hilfe grossen Ausmasses ist erforderlich für das leidende Volk und die vielen Flüchtlinge in den Nachbarländern. Wir ersuchen alle die können, das Los der Gefangenen, auch der Metropoliten von Aleppo, Pablo und Juan Ibrahim, welche im April 2013 ergriffen wurden, zu beeinflussen, um alles zu tun, was ihrer baldigen Befreiung nützlich ist
  8. Wir richten unsere Gebete an Christus, den Heiland der Welt, für die Aufrichtung des Friedens im mittleren Orient als Frucht der Gerechtigkeit (Jesaja 32, 17) zur Stärkung des brüderlichen Zusammenlebens unter verschiedenen Völkern,  Kirchen und Religionen auf dieser Erde, was die Rückführung der Flüchtlinge nach Hause betrifft,  sowie die Heilung der Verletzten und die Ruhe der Seelen der unschuldigen Opfer. Wir wenden uns an alle in Konflikte Einbezogene mit einem inbrünstigen Aufruf um guten Willens den Verhandlungstisch aufzusuchen. Gleichzeitig ist die internationale Gemeinschaft zum Einsatz aller Kräfte aufgerufen, um den Terrorismus mittels gemeinsamen, synchronisierten Aktionen zu beenden. Dieser Aufruf betrifft alle sich mit dem Antiterrorismus befassenden Länder,  zu verantwortungsbewussten und vorsichtigen Handlungen. Wir rufen alle Christen und an Gott Gläubigen zum Gebet an den schöpferischen und vorsehenden Gott auf, damit ER die Welt versorge und seine Schöpfung vor der Zerstörung schütze und keinen erneuten Weltkrieg erlaube. Um den Frieden dauerhaft und glaubhaft zu erhalten sind besondere Bemühungen, die der Rückkehr der gemeinsamen Werte, die uns vereinen und auf dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus gründen erforderlich.
  1. Wir bewundern den Mut derer, die ihr Leben opferten zum Zeugnis der Wahrheit des Evangeliums und den Tod dem Verleugnen Christi vorzogen. Wir glauben, dass die Märtyrer unserer Zeit, aus den verschiedensten Kirchen, aber vereint im Leiden, der Schlüssel sind zur Einheit der Christen. An euch, die ihr um Christi willen leidet, gilt das Wort des Apostels des Herrn: „Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt“ (1. Petrus 4, 12-13)
  2. In dieser beunruhigenden Zeitepoche ist der interreligiöse Dialog nötig. Die Unterschiede des religiösen Wahrheitsverständnisses sollten kein Hindernis sein, um Menschen verschiedener Glaubensrichtungen in Frieden und Harmonie zusammen leben zu lassen. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen tragen die religiösen Führungskräfte eine besondere Verantwortung in der Erziehung ihrer Herden im Geist der Achtung des Glaubens anderer Gläubigen. Der Versuch kriminelle Akte mit religiösen Argumenten zu rechtfertigen ist absolut unannehmbar, keine kriminelle Tat kann im Namen Gottes erfolgen, „denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens“ (1. Korinther 4,33)
  3. Wir bezeugen den hohen Wert der Religionsfreiheit. Danken wir Gott für das Aufleben ohnegleichen des christlichen Glaubens in Russland und vielen Ländern in Osteuropa wo während Jahrzehnten atheistische Regierungen walteten. Heute sind die atheistischen Ketten gefallen und vielerorts leben Christen ihres Glaubens. Während einem Vierteljahrhundert wurden hier zehntausende neuer Tempel gebaut und hunderte Klöster und theologische Schulen eröffnet. Die christlichen Gemeinden betätigen sich karitativ und sozial mit verschiedenen Unterstützungen der Hilfsbedürftigen. Die Orthodoxen wie die Katholiken arbeiten oft Schulter an Schulter. Sie verteidigen die gemeinsame geistige Grundlage der menschlichen Gesellschaft und geben Zeugnis von den Werten des Evangeliums.
  4. Gleichzeitig beschäftigen uns die Verhältnisse in so vielen Ländern wo die Christen immer mehr mit den Beschränkungen der Religionsfreiheit und dem Recht ihres Glaubens zu leben konfrontiert sind. Insbesondere sehen wir, dass die Verweltlichung einiger Länder in Gesellschaften ohne Gottes Wahrheiten eine schwere Bedrohung der Religionsfreiheit darstellt. Wir machen uns Sorgen um die Beschränkung der christlichen Rechte und das Verschweigen deren Diskriminierungen, wenn gewisse politische Kräfte, angeführt von Ideologien der Verweltlichung, vielfach agressiv werden und Christen an den Rand des öffentlichen Lebens verstossen.
  5. Der europäische Integrationsprozess, der  vor Jahrhunderten mit alten, blutigen Konflikten begann, wurde von vielen Leuten hoffnungsvoll aufgenommen als Gabe des Friedens und der Sicherheit. Gleichzeitig hüte man sich jedoch vor jener Integrationsklasse, welche die religiöse Identität missachtet. Wir achten den Beitrag anderer Religionen unserer Zivilisation gegenüber, sind jedoch überzeugt, dass Europa treu zu seinen christlichen Wurzeln bleiben muss.
  6. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf die Personen, die sich in einer verzweifelten Lage befinden, in äusserster Armut leben, dieweil der Reichtum der Menschheit zunimmt. Wir können nicht in Gleichgültigkeit verharren im Hinblick auf das Los von Millionen Emigranten und Flüchtlingen, die an die Türen der Reichen klopfen. Der unkontrollierte Konsum, typisch für die meist entwickelten Staaten, erschöpfen sehr schnell die Vorräte unseres Planeten. Die Zunahme der unterschiedlichen Güterverteilung der Erde vergrössert das Ungerechtigkeitsempfinden dem internationalen Beziehungssystem gegenüber.
  7. Die christlichen Kirchen sind aufgerufen, die Ansprüche der Gerechtigkeit zu verteidigen; die Beachtung der nationalen Traditionen zu pflegen und die wahre Solidarität mit allen Leidenden zu leben. Wir Christen dürfen nicht vergessen, dass es heisst „sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das was nichts ist, damit es zunichte mache, was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme“ (1. Korinther 1, 27-29)
  8. Die Familie ist der natürliche Mittelpunkt des Lebens eines Menschen und der Gesellschaft. Wir sind besorgt über die Familienkrise in vielen Ländern. Die Orthodoxen und die Katholiken, mit der gleichen Ansicht von der Familie, sind aufgerufen, Zeugnis von einer Familie abzugeben, wie von einem Weg zur Heiligung, durch gegenseitige Treue der Ehepartner, ihre Bereitschaft Kinder zu gebären und sie zu erziehen in der Solidarität der Generationen und in der Achtung vor den Kranken.
  9. Die Familie ist auf der Eheschliessung gegründet, welche ein freier Akt der Treue und Liebe darstellt zwischen einem Mann und einer Frau. Die Liebe stärkt die Einheit, und lehrt den andern als Gabe anzunehmen. Die Ehe ist die Schule der Liebe und der Treue. Wir bedauern, dass welche andere Formen des Zusammenlebens mit dieser Ehe gleichstellen und die Ansicht der Vater- und Mutterschaft  als besondere Berufung des Mannes und der Frau in der Ehe, geheiligt aufgrund des biblischen Brauchs, aus dem öffentlichen Bewusstsein verbannen.
  10. Wir rufen alle dazu auf, das unumstössliche Recht zu leben zu respektieren. Einigen Millionen Kindern wird die eigene Möglichkeit ans Licht der Welt zu kommen verwehrt. Das Blut der Kinder schreit die Bitte zu Gott, ihnen Recht zu verschaffen (1. Mose 4, 10) Die Verbreitung der sogenannten Eutanasie führt zur Tatsache, dass die Betagten und Kranken beginnen sich als Überbelastung für Familie und  die ganze Gesellschaft zu fühlen.
    Wir drücken übrigens  unsere  Besorgnis aus über den immer häufigeren Gebrauch von biomedizinischen Technologien der Reproduktion, denn die Manipulation des menschlichen Lebens ist ein Eingriff gegen die Fundamente des persönlichen Seins eines Ebenbildes Gottes. Wir ziehen in Betracht, dass es unsere Aufgabe ist, uns derUnwandelbarkeit der moralischen, christlichen Grundsätze anzupassen, aus Achtung vor der Würde der Person, die zum  vom Schöpfer zugedachten Leben bestimmt ist.
  11. Wir wollen heute ein paar besondere Worte an die christliche Jugend richten. Ihr Jugendlichen sollt eure Talente von Gott nicht in der Erde vergraben (Matthäus 25, 25) sondern diese in der Welt, zum Zeugnis der Wahrheit von Christus nutzen und die Gebote des Evangeliums der Liebe zu Gott und dem Nächsten halten. Habt keine Angst gegen den Strom zu schwimmen und die Wahrheit Gottes zu verteidigen mit denen die modernen weltlichen Normen nicht immer übereinstimmen.
  12. Gott liebt euch und erwartet von einem jeden seine Jünger und Apostel zu sein. Seid das Licht dieser Welt, damit andere, die eure guten Werke sehen, euren Gott im Himmel preisen! (Matthäus 5, 14-16) Erzieht eure Kinder im christlichen Glauben und übermittelt ihnen die wertvollen Perlen des Glaubens (Matthäus 13, 46) welche ihr von euren Eltern und Vorfahren erhalten habt. Vergesst nicht „denn ihr seid teuer erkauft“ (1. Korinther 6,20) durch den Preis des Todes am Kreuz des Gottessohnes, Jesus Christus!
  13. Die Orthodoxen und die Katholiken sind nicht nur eins durch die gemeinsame Tradition der Kirche des ersten Millenniums, sondern auch durch den Auftrag das Evangelium Christi in der gegenwärtigen Welt zu predigen. Dieser Auftrag verlangt gegenseitige Achtung unter den Mitgliedern der christlichen Gemeinden, schliesst somit jegliche Form von Bekehrungseifer aus. Wir sind keine Konkurrenten sondern Brüder: Wir müssen dies ausmerzen und unsere Tätigkeiten nach aussen in Verbindung mit diesem Grundsatz durchführen. Wir bestehen darauf unter Katholiken und Orthodoxen weltweit, um zu lernen zusammen zu leben in Frieden, Liebe und Harmonie (Römer 15,5) Die Anwendung von unkorrekten Mitteln um Gläubige zu zwingen von einer Kirche zur andern zu wechseln und dabei ihre Glaubensfreiheit und eigenen Gewohnheiten ausser Acht zu lassen. Wir sind aufgerufen, das Gebot des Apostels Paulus in die Praxis umzusetzen“ dabei habe ich meine Ehre dareingesetzt, das Evangelium zu predigen, wo Christi Name noch nicht bekannt war, damit ich nicht auf einen fremden Grund baute“ (Römer 15,20)
  14. Wir hoffen, unser Zusammentreffen trage zur Versöhnung zwischen griechisch-katholischen und orthodoxen Gläubigen bei , wo noch Spannungen bestehen . Es ist heute offensichtlich, dass Methoden der letzten Jahrhunderte die Einheit nicht schaffen können. Die durch die historischen Umstände entstandenen Glaubensgemeinschaften haben ihre Existenzberechtigung und ihre Gläubigen mögen als Werkzeuge zum guten Einvernehmen mit ihren Nachbarn dienen. Orthodoxe und griechisch-katholische Gemeinden brauchen Versöhnung und mögen sich um gegenseitig annehmbare Formen des christlichen, harmonischen Zusammenlebens bemühen.
  15. Wir bedauern die Konfrontation in der Ukraine, welche schon viele Menschenleben kostete und unzähliges Leid unter der Zivilbevölkerung hervorbrachte und die Gesellschaft in eine tiefe wirtschaftliche und humanitäre Krise stürzte. Wir rufen alle Parteien des Konfliktes auf zu Vorsicht und Solidarität im tätigen Wirken für die Wiederherstellung des Friedens. Wir bitten unsere Kirchen der Ukraine dringend an der sozialen Harmonie zu arbeiten und sich an der Konfrontation nicht zu bitten zu beteiligen um die Verschlimmerung des Konfliktes nicht noch zu unterstützen.
  16. Wir hoffen, dass die Trennung unter den Gläubigen Orthodoxen in der Ukraine auf der Basis der bestehenden kanonischen Normen überwunden werden kann, sodass alle Orthodoxen-Christen der Ukraine in Frieden und Harmonie leben und die katholischen Gemeinden des Landes dazu beitragen und unsere christliche Brüderlichkeit dadurch sogar noch sichtbarer werde.
  17. In der Gegenwart, vielfältig und gleichzeitig durch die gemeinsame Zukunftsbestimmung vereint, sind Katholiken und Orthodoxe aufgerufen, brüderlich zusammen zu arbeiten um das Evangelium des Heils zu verkünden, gemeinsam Zeugnis zu geben von unserer moralischen Würde und echter menschlicher Freiheit „aufdass die Welt glaube“ (Johannes 17,21) Diese Welt, in der moralische Fundamente im Leben des Menschen so schnell unterspült werden, braucht unser starkes, christliches Zeugnis in allen Bereichen des persönlichen Lebens und sozialen Umfeldes. Können wir in dieser entscheidenden Zeit mit dem Geist der Wahrheit Zeugnis ablegen? Davon hängt zum grossen Teil die Zukunft der Menschheit ab
  18. Möge Jesus Christus, Gott im Menschen, unser Herr und Heiland, uns helfen beim mutigen Verkünden der göttlichen Wahrheit und der Frohbotschaft des Heils. Der Herr möge uns stärken im Geiste durch seine unfehlbare Verheissung: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ (Lukas 12, 32)
    Christus ist eine Quelle der Freude und der Hoffnung. Der Glaube an IHN verwandelt das Leben eines Menschen und erfüllt es in bezeichnender Weise. Jeder hat es selbst erfahren können, wenn er mit Apostel Petrus bezeugen kann: „die ihr einst nicht ein Volk wart, nun aber „Gottes Volk“ seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid (1. Petrus 2, 10)
  1. Voller Dankbarkeit für die Gabe des gegenseitigen Verständnisses, die in unserem Zusammensein offenbar wurde, wenden wir uns in Hoffnung an die Allerheiligste Mutter Gottes, mit der Bitte in den Worten des alten Gebetes: „Unter deinem Schirm, Heilige Mutter Gottes“. Die heiligste Mutter Gottes und ihr Schutz stärke die Bruderschaft aller die dich verehren, sodass sie, wann es Gott gefällt, sich vereinen in Frieden und Übereinstimmung im einzigen Volk Gottes. Verherrlicht sei der Name der Dreifaltigkeit!

Sig. Francisco, Bischof von Rom, Papst der katholischen Kirche
Sig. Kirill, Patriarch von Moskau und ganz Russland

  1. Februar 2016, Havanna (Kuba)

 

 

 

 

 

 

Consent Management Platform von Real Cookie Banner